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  • AutorenbildBarbara Preining

Grenzen setzen und klar kommunizieren

Wenn man chronisch krank ist, wird man unweigerlich tagtäglich mit seinen eigenen Grenzen konfrontiert. Das fängt bei alltäglichen Dingen wie einkaufen gehen, den Haushalt erledigen an und hört bei Kontakten zu anderen Menschen auf.


Ich möchte mich heute vor allem auf die Grenzen im Kontakt mit anderen konzentrieren. Seit dem ich krank geworden bin, hat sich hier vieles verändert. Zum einen, weil ich für viele Dinge die Kraft nicht mehr hatte und zum anderen schon auch, weil ich es nicht mehr zulassen kann, dass andere Menschen ständig meine Grenzen überschreiten. Mein Leben vor der Krankheit war sehr viel darauf ausgerichtet es allen „Recht zu machen“. Ich scheute jegliche Konflikte und hatte Angst davor, Menschen zu verlieren, wenn ich nicht machte, was diese von mir gerne hätten.


Als ich dann aufgrund von ME/CFS und dem Zusammenbruch 2016 nicht mehr funktionierte, rollte eine ganz schöne Welle an Konflikten und Konfrontationen über mich herein. Die Menschen waren wohl der Auffassung, "es kann ja nicht möglich sein, dass sie ihre Rolle, die sie 36 Jahre überall brav erfüllt hat, nicht mehr erfüllt." Die Konfrontationen waren teilweise gewaltig. Ich bekam verurteilende Nachrichten und Telefonanrufe von Menschen, die mir eigentlich immer sehr nahe standen. Ich kämpfte täglich mit mir selbst, dass nichts mehr so war wie vorher und mit heftigsten Symptomen – wie also sollte ich dann noch mit all den Vorwürfen und Anschuldigungen klar kommen? Das machte mich total unruhig und ich war verzweifelt. Aber zum ersten Mal in meinem Leben kam auch eine extreme Wut hoch. Diese sagte mir, wie könnt ihr nur über mich urteilen, wenn ihr nicht einen Tag mit diesen Symptomen gelebt habt.


Ich lernte zu agieren, anstatt nur auf die Anderen zu reagieren. Ich lernte darzulegen, wie ich mir die Dinge vorstelle und wo meine Grenzen sind.

Nach vielen Anläufen, wo ich mich enorm über diese Menschen ärgerte und mir das zusätzlich Energie raubte, die ich so schon nicht hatte, habe ich im Laufe der Krankheit gelernt damit anders umzugehen. Ich lernte zu agieren, anstatt nur auf die Anderen zu reagieren. Ich lernte darzulegen, wie ich mir die Dinge vorstelle und wo meine Grenzen sind. Ich habe keine Angst mehr vor Kontaktabbrüchen weil ich weiß, ich kann mich auf mich selbst und auf Gott verlassen und ich habe selbst den Kontakt zu Menschen abgebrochen, wo mir mein Gefühl sagte, da wird es mit der Veränderung in mir keinen weiteren gemeinsamen Weg geben.


Als ich Loslassen lernte, kamen manche Menschen wieder zurück und wollten den Kontakt weiterführen. Ich fragte mich dann aber gründlich, ob ich das noch wollte und wenn ja, in welcher Form. So gelang es Kontakte neu zu gestalten und andere bei dem zu belassen was sie waren und sie endgültig zu beenden.



Aus meiner Sicht hat jede Begegnung im Leben einen Grund. Es werden uns vermutlich auch Menschen geschickt, die uns helfen sollen zu lernen, seinen Grenzen zu definieren und auf diese zu achten.

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