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  • AutorenbildBarbara Preining

Du bist nicht deine Krankheit!

Du bist ein Mensch mit Charakter, Stärken und Schwächen und ganz vielen Ressourcen!


Als chronisch kranker Mensch ist man oft dazu geneigt, sich vollkommen mit seiner Krankheit und Diagnose zu identifizieren. Viele Betroffene sehen tagtäglich nur mehr die Krankheit und die damit einhergehenden Einschränkungen. Sie fokussieren sich darauf, was alles nicht mehr möglich ist und vor allem mit ME/CFS häufig darauf, dass es keine Heilung gibt.

Als ich zwischen 2012 und 2017 mit einer Vielzahl an Symptomen von einem Arzt zum anderen gelaufen bin und mir keiner wirklich sagen konnte, was mit mir los war, erschien mir das unglaublich und es raubte mir meine letzte Kraft. Es war in Folge Fluch und Segen zugleich, als ich schlussendlich 2017 die Diagnose ME/CFS erhalten habe. Einerseits wusste ich womit ich es zu tun hatte, andererseits schwand durch diese Diagnose und auch die Aussagen anderer Betroffener meine Hoffnung auf Verbesserung bzw. Heilung.


Der Weg zurück an jenen Punkt, wo ich in meinem Innersten wieder daran glauben und festhalten konnte, dass zumindest eine Verbesserung meines Gesundheitszustandes, selbst mit dieser Diagnose möglich ist, war ein langer. Und das, obwohl ich ja bereits in der Vergangenheit mit der Gehirntumordiagnose einen ähnlichen Weg gegangen bin. Es erschien mir diesmal mit ME/CFS und den damit verbundenen täglichen Einschränkungen noch um Welten schwieriger.

Es war notwendig, einige Fragen für mich klar zu bekommen, bevor ich weitergehen konnte, wie z.B.:

  • Wer bin ich ohne meinem Job, ohne Leistung im klassischen Sinne erbringen zu können?

  • Wer bin ich ohne die mir bisher wichtigen Menschen, die meinen Weg nun nicht mehr mit mir teilen?

  • Wer bin ich ohne meinen Hobbys (wie tanzen, spazieren, Fitnesscenter, ...)?

  • Wer bin ich ohne mein Ego?

  • Wer bin ich ohne meine bisher gewohnten finaziellen Mittel?

  • Wer bin ich, ohne meine Rollen weiter ausfüllen zu können als Freundin, Schwester, Partnerin, Taufpatin, etc.?

  • Wer bin ich ohne Kinder bekommen zu können?

  • Wer bin ich ohne meine vorherigen Ziele und Wünsche?

Viele dieser Fragen konnte ich für mich klären, manche mit der Zeit einfach loslassen und einzelne beschäftigen mich aber auch heute noch.


Mein Wertesystem wurde auf diesem Weg ordentlich auf den Kopf gestellt ;). Ich, als leistungs- und zielorientierter Mensch, musste das Meiste loslassen, worüber ich vorher dachte, dass es mich ausmache. Doch die Erkenntnis in diesem ganzen Prozess war:

Ich bin wertvoll, liebenswert und wunderbar weil ich bin und nicht weil ich tue. Ich habe das Beste verdient.
Das Gleiche gilt für dich und für jeden Menschen!!

Es gibt jeden Tag etwas im Leben, was gut ist und wofür man dankbar sein kann. Auch wenn es manchmal nur ganz kleine, unscheinbare Dinge sind. Journaling am Morgen und ein Glückstagebuch am Abend zu führen haben mir dabei sehr geholfen.


Meiner Meinung nach ist es wichtig, worauf wir unseren Fokus richten. Die Krankheit ist da und die Symptome sind da - mal mehr und mal weniger, ja! Aber für mich macht es keinen Sinn, jeden Tag mit meinen Gedanken darüber zu kreisen. Es macht die Situation nicht besser - ganz im Gegenteil.


Stattdessen kann man sich fragen, was trotz Krankheit noch möglich ist und was einem gut tut. Welche Ressourcen und Stärken nach wie vor vorhanden sind und wie man diese für seine Situation nutzen kann.


Ich wünsche dir, dass auch du dich auf den Weg machen kannst zu all dem Schönen in dir, das trotz deiner Krankheit da ist.


Bitte beachtet den medizinischen Haftungsausschluss im Impressum meiner Homepage!

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