Wenn du, wie ich, an einer chronischen Erkrankung leidest, dann kennst du mit Sicherheit die unzähligen Situationen, in denen man versuchte gegen die Krankheit anzukämpfen. Man kann sich nicht von den Vorstellungen, die man ursprünglich von seinem Leben hatte, trennen und ist der Meinung mit aller Kraft und Gewalt wieder auf den vorherigen Weg, den Weg vor der Krankheit, kommen zu müssen.
Doch irgendwann, wenn man das zum gefühlt 1000. Mal wiederholt und sämtliche Methoden, Therapien und Mittel ohne das gewünschte Resultat versucht hat, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass da noch etwas Anderes sein muss. Wenn wirklich nichts, aber auch gar nichts funktioniert, um den alten Weg weiter verfolgen zu können, so wird dies wohl einen Grund haben. Mit der Zeit kamen in mir immer häufiger Gedanken hoch wie „Vielleicht war das gar nicht dein Weg“, „Vielleicht gibt es einen ganz anderen Weg für dich – einen der momentan zwar noch undenkbar ist, aber schlussendlich sogar besser zu dir passend ist“. Oder Gedanken wie „Wenn Gott mir sagt und zeigt, dieser Weg geht so nicht mehr weiter, dann wird es einen anderen Weg geben“.
Beruhigend ist für mich immer, mir zu sagen, dass ich hier auf die Erde gekommen bin, um gewisse Dinge zu erfahren. Möglicherweise sind meine Vorstellungen vom Leben immer weiter von jenen, die ich eigentlich hier erfahren sollte, abgewichen. Und je weiter ich von meinem Lebensplan abweiche, desto schwieriger wird es und desto deutlicher „schreit“ das Leben STOP. In meinem Fall mit Krankheit.
Statt dagegen anzukämpfen, lasse ich die Krankheit da sein und nutze jede Möglichkeit, das ebenso vorhandene Schöne zu sehen.
Ich kann mittlerweile immer besser akzeptieren, dass mein Leben ist, wie es ist und dass ich trotzdem jeden Tag mit der Krankheit meinen positiven Teil dazu beitrage, um weitergehen zu können. Statt dagegen anzukämpfen, lasse ich die Krankheit da sein und nutze jede Möglichkeit, das ebenso vorhandene Schöne zu sehen. Auch wenn man oft sehr genau schauen muss. Ich sehe die Natur, das Lachen meiner Nichte, das Katzenbaby, den Genuss eines Kaffees, die schönen Blumen auf meinem Balkon, die Menschen, die mir wichtig sind, das Mitwirken in der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS und so viel mehr.
Das Leben ist vielschichtig
Leben macht nicht nur dann Sinn, wenn es so läuft, wie wir oder unser Ego es sich ausgemalt oder geplant haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass Leben vor allem auch dann Sinn macht, wenn es uns lenkt und nicht wir es lenken. Dann kommen wir zwar in Situationen, in die wir nie kommen wollten und die wir uns vielleicht sogar nicht mal vorstellen wollten, doch auch das ist das Leben. Lass dich fallen ins Leben, fokussiere dich immer wieder positiv, siehe das Schöne und lerne zu vertrauen. Das klingt so einfach obwohl es das ganz und gar nicht ist. Doch den Sinn sehen wir oft erst viel später und schließlich ist das „Vertrauen“ das Einzige was uns bleibt und uns beruhigt.